Wie der Tee nach Europa kam

Bis zum 16. Jh. erfuhren die Europäer von orientalischen Händlern nur sehr Vages über den Tee. Man glaubte, dass die Teeblätter gekocht, gesalzen, gebuttert und gegessen werden sollten.

1285


Marco Polo
Erstaunlicherweise erwähnte Marco Polo (siehe Abbildung) den Tee nur ein einziges Mal, und dazu noch indirekt. In seinem Bericht war von einem chinesischen Finanzminister die Rede, der wegen willkürlicher Erhöhung der Teesteuer abgesetzt wurde.

1559

Die erste ausführliche Beschreibung des Tees machte Giambattista Ramusio (1485-1557) in seinem Buch "Delle Navigatione et Viaggi", erschienen im Jahre 1559. Giambattista Ramusio war ein venezianischer Politiker. In seinem Buch, das eine Sammlung von Reise-Erzählungen war, erzählte ein persischer Händler beim Besuch in Venedig, dass eine oder zwei Tassen Tee (Chai Catai in dem Buch), eingenommen auf nüchternen Magen, Fieber, Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Gelenkschmerzen lindern könne.

1560

Der erste Europäer, der über eigene Begegnung mit Tee schrieb, war der portugiesische Jesuit Jasper de Cruz. Er erwähnte Tee in einem Brief nach Portugal im Jahre 1560.

- 1610

Der erste Europäer, der persönliche Erfahrungen mit Tee gemacht hatte, war wohl der italienische Missionar Matteo Ricci. Er kam 1582 nach Macau und lebte lange Zeit in Peking bis zu seinem Tode 1610. Während seines langen Aufenthalts in China lernte er nicht nur chinesische Schrift und Sprache, er machte sich auch mit den alltäglichen Lebensgewohnheiten der Chinesen vertraut. In seinen Notizen berichtete er sehr ausführlich über den Tee und das Teetrinken in China.

um 1610

Die 1602 gegründete Holländische Ostindische Kompanie brachte Grüntee aus Japan und Schwarztee aus China auf dem Seeweg über Java nach Holland. Anfangs wurde Tee als Medizin verkauft. Wegen der horrenden Preise war Tee nur für die Aristokratie zugänglich.

1638

Russische Gesandte überbrachten dem mongolischen König als Geschenk russische Pelzprodukte. Als Gegengeschenk bekamen sie mehrere Kisten Tee. Ohne zu wissen, wozu der Tee gut ist, wollten die russischen Gesandten den Tee erst gar nicht annehmen, ließen sich dann schließlich doch überzeugen und brachten den Tee zurück zum Zaren Alexis.

1657

Die Teetrinknation England war ein Spätstarter im Teegeschäft. Die englische Ostindische Kompanie erkannte erst Mitte des 18. Jh. die Bedeutung des Tees. Interessanterweise waren es die Kaffeehäuser in London, die das Teetrinken in England einführten. Ein Kaffeehausbetreiber namens Thomas Garway verkaufte 1657 sowohl aufgebrühten Tee als auch losen Tee in seinem Kaffeehaus. Er warb einige Jahre später sogar mit Flugblättern für den Tee, wonach der Tee den Körper bis ins hohe Alter aktiv und gesund erhalten sollte.

Die Bezeichnung für Tee: Cha oder Tee

In den meisten chinesischen Dialekten wird der Tee "Cha" genannt. So ähnlich hieß der Tee auch in den meisten früheren europäischen Aufzeichnungen. Die heute gängige Bezeichnung Tee (Tea oder Thé) hat mit dem Teehandel zwischen China und Europa zu tun. Bis zum 19. Jh. war der größte Umschlagplatz für Tee die südchinesische Hafenstadt Xiamen (Amoy) in der Provinz Fujian
. In dem dortigen Dialekt heißt der Tee "te". Diese Bezeichnung wurde von den Ländern übernommen, die Tee über den Seeweg bezogen. Nur die Russen benutzen "Tscha" in ihrer Sprache, weil sie Tee mittels Karawanen aus Nordchina bezogen.

Schwarztee, Bohea-Tee, Linné

Es ist schon erstaunlich, dass aus dem Land des Grüntees ausgerechnet der nicht so populäre Schwarztee seinen Weg nach Europa fand und Europa für sich gewinnen konnte. Bemerkenswert ist auch, dass die Entstehung des Schwarztees in China zeitlich mit der Verbreitung des Tees in Europa zusammenfiel. Wann genau der Schwarztee in China entstand, ist heute nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, dass er Ende des 16. Jh. entstand, also im selben Zeitraum, als das Teetrinken in Europa langsam populär wurde. Böse Zungen behaupten, dass der Grüntee auf seinem langen Weg nach Europa, sowohl auf dem Land- als auch auf dem Seeweg dauerte es über ein Jahr, seinen charakteristischen Geschmack verlor und ein Produkt, das dem heutigen Schwarztee ähnelte, entstand. Somit lernten die Europäer vom Anfang an diesen Teegeschmack kennen und die Nachfrage nach diesem "Schwarztee", der eigentlich schlecht gelagerter und vielleicht gar etwas angefaulter Grüntee war, förderte erst die Entstehung und Produktion von Schwarztee in China.
Auch wenn diese Behauptung nicht ganz der Wahrheit entsprechen dürfte, so hat die Entstehung von Oolong und Schwarztee doch mit der Anstrengung der Teebauern zu tun, Tee länger haltbar zu machen. Die Catechine stellen den Hauptgrund dar, warum der Tee Hitze und Feuchtigkeit gegenüber so empfindlich ist. Durch die Fermentation wird der Gehalt an Catechinen so weit reduziert, dass der Tee auch bei längerer Lagerung seine Qualität nicht verliert.
Anfänglich wurde der Schwarztee in Europa auch als Bohea-Tee bezeichnet. Eigentlich nannte man nur Tee aus der Region Wuyi-Gebirge "Bohea-Tee", weil "Wuyi" im dortigen Dialekt so ähnlich wie Bo-i heißt. Hier entstanden wohl auch Schwarztee und Oolong. Später wurden alle hochqualitativen Schwarztees aus China als Bohea-Tee bezeichnet.
Bei der botanischen Beschreibung der Teepflanzen glaubte man fest daran, dass Schwarztee und Grüntee aus verschiedenen Pflanzen hergestellt würden. Sogar der berühmte schwedische Naturforscher Carl von Linné unterschied im Jahre 1762 noch zwischen den Arten Thea viridis (Grüntee) und Thea bohea (siehe unten) (Bohea- bzw. Schwarztee). Erst im Jahre 1959, nach Jahrhunderte andauernden Diskussionen, einigte man sich darauf, dass die ein und selbe Pflanze für die Herstellung aller Teesorten verwendet wird, und führte die Nomenklatur " Camellia sinensis (L.) O. Kuntze " ein.
Herbarmaterial für Thea Bohea, aus dem Carl von Linné-Herbarium im Schwedischen Museum für Naturgeschichte.

Robert Fortune und Teeanbau in Indien

Dass man überhaupt auf die Idee kam, dass Schwarztee und Grüntee aus derselben Pflanze hergestellt wird, verdanken wir dem Schotten Robert Fortune
Robert Fortune wurde 1812 in Schottland geboren und studierte Botanik nach dem Schulabschluss. 1843 wurde er von der englischen Gartenbau-Gesellschaft als Pflanzensammler nach China geschickt, um unter anderem blaublütige Poenien und Teepflanzen zu beschaffen. Um unbemerkt in Gebiete zu reisen, die eigentlich für Ausländer verboten waren, lernte er die Landessprache, rasierte sich den Kopf kahl und zog sich wie ein Chinese an. In zweieinhalb Jahren schaffte er es, eine große Anzahl von Samen und Pflanzen aus China herauszuschmuggeln.
1848 wurde er wieder nach China geschickt, diesmal von der Ostindischen Kompanie, mit dem Ziel, Teepflanzen zu beschaffen. Die Engländer hatten vor, die chinesische Monopolstellung beim Tee-Export durch den Aufbau von Teeplantagen in Indien zu brechen. In einem Zeitraum von 3 Jahren verschiffte Robert Fortune über 20000 Stecklinge und Sämlinge von Teepflanzen nach Indien. Er überredete sogar mehrere chinesische Teebauern, mit ihm nach Indien zu gehen, um beim Aufbau der dortigen Plantagen und Produktion zu helfen. Während seiner Reise durch die Teeanbauregionen entdeckte er als erster Europäer, dass Grüntee und Schwarztee aus derselben Pflanze hergestellt wurden, der einzige Unterschied war nur das Herstellungsverfahren.
Robert Fortune war wohl der erste Industrie-Spion der Wirtschaftsgeschichte. Ihm war es zu verdanken, dass England in kürzester Zeit die Tee-Produktion in Indien aufbauen konnte. Durch die Produktion im Industriemaßstab war der Preis für Tee stark gesunken. Tee wurde nun auch in Europa für jedermann erschwinglich.
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