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Tee und Gesundheit
Wenn man etwas Wahres an der
Legende
über die Entdeckung der Teepflanze finden kann, dann vielleicht
dass der Tee ursprünglich als Heilpflanze diente. Noch in der Tang-Zeit (7. Jh.),
als der Tee sich allmählich als Volksgetränk durchzusetzen anfing, wurde er noch
in dem offiziellen Kompendium der Heilmittel als eine Heilpflanze gelistet: Tee,
eine bittere Pflanze. Geschmacklich süß und bitter. Von der Eigenschaft her schwach
kalt, nicht giftig. Wirkt gegen die Darmfistel, erleichtert den Harn, löst den Hustenschleim,
löscht den Durst, macht schlaflos. Hilft bei der Verdauung. Als Trank am besten
mit Kornelkirschen, Lauch und Ingwer.
Am schönsten aber brachte der Dichter Lu Tong (795 - 835) die heilenden
und belebenden Wirkungen des Tees zum Ausdruck:
... Die erste Schale netzt meine Kehle und Lippen; die zweite Schale hebt meine
Stimmung; die dritte Schale reinigt meine Gedärme, zurück bleiben nur die Bücher
(die ich gelesen habe); die vierte Schale lässt mich leicht schwitzen, alles Schlechte
verflüchtet sich aus den Poren; die fünfte Schale lässt mich erleichtert fühlen;
die sechste Schale verschafft mir Verbindung mit Unsterblichen. Die siebente Schale
darf ich gar nicht trinken, spüre ich doch schon den kühlen Wind in den Ärmel, der
mich fliegen lässt...
Lu Tong: ein bekannter Dichter und passionierter Teeliebhaber in
der Tang-Dynastie. Dieses Gedicht schrieb er als einen Dankesbrief an einen Freund,
der ihm eine Probe der frischen Tee-Ernte zukommen ließ. Sein eher kurzes Leben
hatte wenig mit dem Teetrinken zu tun. Er wurde in einer Hofintrige verwickelt und
wurde zu Tode verurteilt.
Wissenschaftliche Forschungen über die Wirkungen des Tees auf die Gesundheit
In den letzten Jahren hat das Teetrinken einen kleinen Boom in Deutschland erlebt,
der sicherlich auch damit zu tun hat, dass dem Tee, vor allem aber dem Grüntee,
eine Vielzahl positiver Einflüsse auf die Gesundheit zugeschrieben wird. Die am
meisten zitierten Wirkungen sind:
- Krebsvorbeugung
- Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Senkung des Blutzucker-Spiegels
- Antibakterielle Wirkungen
- Vorbeugung gegen Karies
- und Anti-Aging.
Kurzum: Der Tee scheint ein Allheilmittel zu sein.
Wenn man aber die wissenschaftlichen Publikationen zum Thema "Tee und Gesundheit"
durchforscht, bekommt man ein sehr viel differenzierteres Bild. Zunächst einmal
muss man bei den publizierten Ergebnissen zwischen den Laboruntersuchungen
und den so genannten epidemiologischen Studien unterscheiden.
Bei einer Laboruntersuchung werden meistens
Inhaltsstoffe
aus Teeblättern isoliert. Durch Experimente mit Tieren oder
in Zellkultur wird nach Ursachen und Wirkungen geforscht. Man kann heute tatsächlich
unzählige fachliche Publikationen finden, die über irgendeine positive Wirkung des
Tees berichten. Diese Publikationen werden auch von den ganzen Lifestyle-Magazinen,
TV-Sendungen oder Tee-Verbänden emsig zitiert. Das Problem bei den Laboruntersuchungen
ist aber, dass die in den Versuchen eingesetzte Dosis der
Inhaltsstoffe
oft so hoch ist, dass sie nichts mehr zu tun hat mit den Mengen,
die man bei einem normalen Teekonsum einnehmen kann. Die Bedeutung dieser Untersuchungen
ist deshalb oft sehr zweifelhaft.
Bei einer epidemiologischen Studie wird üblicherweise eine Gruppe
Teetrinkern mit einer Gruppe Nicht-Teetrinkern verglichen. Dabei versucht man, Unterschiede
in der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen, wie z.B. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
u.v.m., zwischen beiden Gruppen festzustellen. Auch bei den epidemiologischen Studien
gibt es viele Tücken bei der Interpretation der Ergebnisse. Zum Beispiel ist es
bei manchen Studien (allgemein gesprochen, nicht speziell auf die Studien mit Teetrinkern
bezogen) nicht immer klar, ob das zu untersuchende Verhalten zu dem beobachteten
Unterschied führt oder umgekehrt. Außerdem kann man nicht immer davon ausgehen,
dass eine kausale Verbindung zwischen dem zu untersuchenden Verhalten und dem beobachteten
Unterschied besteht. Der Lebensstil eines Menschen ist doch so komplex, dass man
viele störende Faktoren ausschließen muss, um eine gesicherte Schlussfolgerung aus
solchen Studien ziehen zu können.
Vielleicht noch eine letzte Warnung zum Thema "Tee und Gesundheit": Der
Tee ist primär ein Genussmittel und kein Arzneimittel. Auch wenn der Tee viele positive
Eigenschaften aufweist, kann er keine medizinische Behandlung ersetzen. Die folgende
kleine Übersicht soll verdeutlichen, wie schwierig es ist, die gesundheitsfördernden
Wirkungen des Tees wissenschaftlich zu erfassen.
Krebsvorbeugung
In Tierexperimenten haben Tee-Extrakte (sowohl aus Schwarztee als auch aus Grüntee)
starke Hemmwirkungen auf die Entstehung von Tumoren in fast allen Organen aufgezeigt.
Epidemiologische Studien mit menschlichen Probanten haben aber kein klares Bild
der Antitumor-Wirkung des Tees erkennen lassen. Die meisten Studien haben eine mehr
oder weniger starke inverse Korrelation zwischen Teekonsum und Krebsrisiko festgestellt,
d.h., das Krebsrisiko sinkt mit zunehmendem Teekonsum. Es gibt aber auch Studien,
die keine positive Wirkung des Teekonsums auf Krebsvorbeugung festgestellt haben.
Ganz verstehen konnten die Wissenschaftler den Unterschied noch nicht. Erklärungsversuche
gibt es viele. Ein sehr stichhaltiges Argument ist wohl, dass die Tierexperimente
mit sehr viel höheren Dosen von Tee-Extrakten durchgeführt wurden als ein Mensch
durch seinen Teekonsum je einnehmen könnte. Andere argumentieren wiederum, dass
Studien, die eine schützende Wirkung gezeigt haben, in China und Japan durchgeführt
wurden, wo die Menschen überwiegend Grüntee trinken. Studien mit negativen Ergebnissen
wurden in Europa durchgeführt, wo überwiegend Schwarztee getrunken wird. In Vergleich
zum Grüntee hat der Schwarztee durch die Fermentation weit weniger Catechine (
EC,
ECG,
EGC,
EGCG
)
Als relativ sicher gilt der Befund, dass der Teekonsum das Tumorrisiko im Verdauungstrakt
senkt. Das hat damit zu tun, dass die Catechine recht schlecht durch den Verdauungstrakt
aufgenommen werden und deshalb lange dort bleiben. Dadurch erreichen sie dort so
hohe Konzentrationen, dass sie tatsächlich ihre Antitumor-Wirkung voll entfalten
können.
Vorbeugung gegen Karies
Bevor die Zahnpasta nach China kam, galt das Gurgeln mit einer Tasse Tee nach dem
Essen als eine gute Methode, um die Mundhygiene zu fördern. Tatsächlich konnte man
die vorbeugenden Wirkungen des Tees gegen Karies nachweisen. Der Schutz gegen Karies
durch das Teetrinken beruht sich auf zwei Inhaltsstoffen des Tees: das Fluor und
die Catechine.
Über das Fluor braucht man heute kein Wort mehr zu verlieren, jede Zahnpasta auf
dem Markt rühmt sich doch damit, dass sie besonders wirksame Fluor-Verbindung enthält.
Bleiben also die Catechine. Sie wirken auf vielfältige Weise gegen die Bakterien
im Mund, die die Karies verursachen. Die Catechine wirken z.B. sowohl bakteriostatisch
als auch bakterizidal, d.h., sie können nicht nur das Wachstum der Bakterien hemmen,
sie können die Bakterien sogar direkt abtöten. Besonders interessant bei diesen
Antibiotika-ähnlichen Wirkungen der Catechine ist, dass die in Tee gelöste Menge
an Catechinen ausreicht, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Mehrere epidemiologische Studien haben eine positive Beziehung zwischen Teekonsum
und seltenerem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt. Worauf dieser
Schutzeffekt zurückzuführen ist, darüber sind sich die Wissenschaftler noch nicht
einig. Auch hier vermutet man die schützende Wirkung von Catechinen. Die Theorie
mit den antioxidativen Wirkungen von Catechinen ist aber sehr umstritten. Auch die
Vermutung, dass der Teekonsum den Cholesterin-Spiegel senke, konnte durch epidemiologische
Studien nicht belegt werden.