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Teemenge und Ziehdauer
Teekomposition Anders als bei einem Schwarztee, der ein zu langes Ziehen eher verzeiht, kann bei einem Grüntee der Geschmack sehr schnell ins Bittere umkippen. Während man einen guten Darjeeling 5 min ziehen lassen kann, ohne dass er merklich bitter wird, sollte ein grüner Tee meistens nicht länger als 3 min ziehen. Allgemein gilt die Faustregel: Je qualitativ hochwertiger ein Tee ist, umso mehr kann man davon nehmen und umso länger kann man ihn ziehen lassen. Der Grund: Die hochqualitativen Tees aus China bestehen immer aus sehr feinen Knospen und sehr jungen Blättern aus der Frühlingspflückung. Das Verhältnis Aminosäuren zu Catechinen, das für den Geschmack des Tees von entscheidender Bedeutung ist, ist sehr günstig, deshalb wird er nicht sehr schnell bitter. Tees von minderer Qualität, in Deutschland sind dies üblicherweise Tees unter 15 Euro / 100g, bestehen meistens aus älteren, gebrochenen Blättern und enthalten oftmals sogar kleine Äste oder lange Blattstiele. Der Catechin-Gehalt ist vergleichsweise höher als bei guten Tees. Sie werden sehr schnell bitter.
Hinweis: Hochqualitative Tees sind auch in China, trotz des riesigen Unterschiedes in Lebensstandard zu Deutschland, sehr teuer. Die ersten Frühlingspflückungen aus einer bekannten Anbauregion kann locker einen Preis von 20 bis 40 Euro / 100g erreichen. Rechnet man die Kosten für Transport und die Gewinnmargen für Exporteur, Importeur, Großhändler und Ladenbesitzer dazu (in der Regel kostet der gleiche Tee in einem deutschen Teegeschäft etwa das 3- bis 4-fache wie in China), wären solche Kostbarkeiten in Deutschland so teuer, dass niemand dafür zu bezahlen bereit wäre. Um die Preise für den Grüntee einigermaßen bezahlbar zu halten, werden üblicherweise leider meist nur Tees minderer Qualitäten eingeführt.
Eine weitere Regel lautet: je heißer das Wasser, umso kürzer die Ziehdauer. Grund:
Mit der steigenden Temperatur steigt auch die Geschwindigkeit des Herauslösens der
Inhaltsstoffe aus den Teeblättern. Außerdem nimmt die Löslichkeit der Inhaltsstoffe
mit der Temperatur zu.
Letztlich entscheidet aber vor allem der persönliche Geschmack über die Menge und
die Ziehdauer eines Tees. Man sollte sich deshalb die Mühe machen, einen Tee auf
verschiedenen Arten aufzugießen und so selbst auszuprobieren, welche Kombination
am besten schmeckt. Die Angaben auf der Packung sollten deshalb mehr als eine Orientierungshilfe verstanden werden.
Die oft zitierte Regel,
"ein 2-Minuten-Tee wirkt anregend,
ein 5-Minuten-Tee wirkt dagegen beruhigend"
, gehört sicherlich zu
den populärsten Irrtümern. Die Begründung, dass die Catechine, die sich erst nach
längerem Ziehen lösen, Koffein in Darm binden und dessen Aufnahme verzögern sollten,
ist wissenschaftlich nicht zu belegen. Eine neuere Studie aus dem Jahre 2001
zeigt gar, dass der Tee-Aufguss einen mehrfachen Überschuss an Koffein aufweist,
was das Verhältnis Koffein zu Catechinen angeht. Der relative Überschuss am Koffein
wird zwar mit der steigenden Ziehzeit kleiner, der absolute Überschuss an Koffein
wird aber größer. Die steigenden Mengen an Catechinen mit der steigenden Ziehzeit
können somit das überschüssige Koffein mitnichten neutralisieren. Da Koffein sehr
schnell und effizient in die Blutbahn gelangt, besteht eigentlich kein Grund zu
der Annahme, dass der Tee anders wirkt als Kaffee. Der Grund, warum Kaffee anscheinend
schneller anregt, liegt einfach darin, dass eine Tasse trinkfertiger Tee weit weniger
Koffein enthält als eine Tasse Kaffee (Dazu siehe Inhaltsstoffe).
Das Zusammenspiel zwischen Teemenge und Ziehdauer bei der Geschmacksbildung
Der Geschmack des Tees wird hauptsächlich durch die im Aufguss gelösten Inhaltsstoffe
Catechine, Aminosäuren und Koffein bestimmt. Catechine und Koffein machen den Tee
bitter, Aminosäuren geben ihm den süßlichen, erfrischenden Geschmack. Das Verhältnis
Aminosäuren zu Catechinen ist deshalb ein wichtiger Faktor für die Geschmacksbildung
eines Grüntees.
Bei einem heißen Aufguss lösen sich die Aminosäuren am schnellsten aus den Blättern,
Koffein löst sich etwas langsamer. Die Catechine lösen sich deutlich langsamer als
Aminosäuren und Koffein. Wenn man einen starken Tee mag und trotzdem vermeiden möchte,
dass der Tee zu bitter wird, kann man mehr Teeblätter nehmen und kürzer ziehen lassen.
Dadurch verschiebt man das Verhältnis Aminosäuren und Catechine zugunsten der Aminosäuren
und reduziert damit den durch die Catechine verursachten bitteren Geschmack.
Experimentier-freudige können auch einen "kalten Aufguss" probieren:
Den Tee muss man mit kaltem Wasser in einem verschlossenen Gefäß im Kühlschrank
über Nacht ziehen lassen. Das "kalte Aufgießen" bewirkt, dass deutlich
weniger Catechine aus den Blättern herausgelöst werden, weil sie in kaltem Wasser
kaum löslich sind. Aminosäuren und Koffein werden zwar langsamer heraus gelöst als
bei einem heißen Aufguss, nach einer Nacht im Kühlschrank hat der "kalte Aufguss"
dennoch genug Inhaltsstoffe, um mit einem angenehmen Geschmack aufzuwarten. Besonders
empfehlenswert ist der "kalte Aufguss" für einen heißen Sommernachmittag.
Der Oolong: Große Menge Tee, kurze Ziehdauer
Die Zubereitung eines Oolongs unterscheidet sich von der Zubereitung aller anderen
Tees und erfordert spezielle Utensilien, am wichtigsten ist dabei eine kleine
Yixing-Tonkanne.
Die Kanne wird mit Teeblättern bis zur Hälfte gefüllt. Aufgegossen wird der Tee
mit kochend heißem Wasser. Der erste Aufguss sollte nur etwa 1 Minute dauern, weitere
Aufgüsse jeweils 15 - 30 Sekunden länger als der Aufguss davor. Dadurch bleibt die
Stärke der Aufgüsse relativ gleich. Bei einem sehr guten Oolong kann man denselben
Tee bis zu 7 mal aufgießen.
Weißer Tee: Länger ziehen lassen!
Der Weiße Tee ist nur sehr leicht fermentiert. Die Verarbeitung der Teeblätter zum
Weißen Tee beinhaltet im Wesentlichen nur das Trocknen in der Sonne. Dabei werden
die Zellen in den Teeblättern kaum beschädigt. Deshalb lassen sich die Inhaltsstoffe
nur sehr langsam herauslösen. Das ist besonders wichtig bei der Yin Zhen
(Silbernadel). Man sollte die Yin Zhen mit heißem Wasser etwa 10 min ziehen
lassen, sonst schmeckt der Aufguss nach fast nichts. In Deutschland ist die Yin
Zhen berühmt für ihren milden Geschmack. Liegt es vielleicht daran, dass man sie
zu kurz zieht?
Achtung bei Teebeuteln
Teebeutel bestehen aus gebrochenen oder maschinell zerkleinerten Teeblättern. Durch
das Zerkleinern vergrößert sich die Oberfläche der Teeblätter. Das Herauslösen der
Inhaltsstoffe findet wesentlich schneller statt als bei losen Blattees und der
Tee wird deshalb sehr viel schneller bitter, weshalb man Teebeutel nur so kurz wie
möglich ziehen lassen sollte.